Randsportarten

Dass auch weniger populäre Sportarten durchaus ihren Reiz haben, ist vielen nicht bekannt - sonst wären diese Sportarten ja nicht so unpopulär. Im Aktuellen Sportstudio bekommen die von der Öffentlichkeit oft zu Unrecht gemiedenen Randsportarten ihr Forum, damit sie als das wahrgenommen werden, was sie eigentlich sind: echte Kracher nämlich.

Sumo-Ringen

Echte Kracher standen sich auch 2005 in der Düsseldorfer Frankenheim-Boxhalle gegenüber: Bolle, der Trecker von Tremsdorf, und Ex-Gentleman-Boxer Rübe Cremer wollten diese außerordentlich anmutig wirkende fernöstliche Sportart einem breiten Publikum präsentiern und sie wollten wissen, wer hier wen aus dem Ring schiebt. Der Trecker von Tremsdorf, ein erfahrener Ex-Ringer, startete behäbig und wartete auf  die ersten Schiebe-Attaken des Jüngeren. Rübe fackelte auch nicht lange und versuchte den Sumo-Klops durch permanente Scheinangriffe aus der Ruhe zu bringen.



                                                                Sumo-Ringen in Düsseldorf 2005

Doch zu ungestüm seine Vorstöße, zu klein sein Gewicht: Er konnte die stoische brandenburgische Masse des Treckers nicht entscheidend bewegen. Und je wilder und unfeiner die Aktionen des früheren Gentlemans wurden, desto klarer wurde auch dem letzten Zuschauer in der Halle, dass Rübe eher die Berliner Mauer im Alleingang zu Fall gebracht hätte, als den abgeklärten Bleiberg Bolle auch nur einen Millimeter gegen dessen Willen zu verschieben! Der wiederum hatte Mitte der zweiten Runde offensichtlich die Faxen dicke und beendete den trotz aller Ungleichheit sehenswerten Kampf mit einem ansatzlosen Konter.

Luftgitarre

Klar, das hat mittlerweile jeder schon tausendmal gesehen - 1992 allerdings war das feine Spiel mit Körper, Händen und Gesichtsmuskeln eine Sportart, die den Weg aus den Jugendzimmern noch nicht so recht gefunden hatte. Mehr als nur ein Sport, war Luftgitarre spielen auch Ausdruck jugendlicher Rebellion und davon, dass Luftgitarristen wohl nicht viele Freunde hatten. Diese ganz besondere Art der Leibesertüchtigung war schlichtweg verpönt, und zwar zu Recht und durch alle Gesellschaftsschichten.

          Luftgitarre mit und ohne Gitarre in Hamburg 1994

So betrieben die Aktiven ihren Sport in der medialen Bedeutungslosigkeit, bis sie beim Aktuellen Sportstudio 1992 im Berliner Tommy-Weissbecker-Haus erstmals auf Gleichgesinnte treffen konnten. Vier der damals weltbesten Luftgitarristen begeisterten  das völlig überraschte Publikum mit  einem "Free-Luftgitarre-Battle". "Free-Luftgitarre" ist die Königsdisziplin dieser Virtuosen - hier verzichtet der Spieler auf jegliche Hilfsmittel wie Tennisschläger oder 40-Zentimeter-Lineal, auch der Besen (Luft-Bass) ist verboten.

Die Veranstaltung im Rahmen des Erwin-Turniers war wohl die Initialzündung für den rasanten imagewandel der bis dahin stigmatisierten Musiksportart. Im aktuellen Sportstudio gab es keinen weiteren Wettkampf dieser Art mehr, 1993 und 1994 noch jeweils ein Luftgitarre-Schaulaufen, dann war Schluß!


Disco-Tanzen

Nicht zuletzt der Auftritt von Muck Engels in der Berliner Kulturbrauerei setzte komplett andere Akzente im Showprogramm des Aktuellen Sportstudios. Der Mann kam, tanzte und leitete eine neue Ära ein: Mit seinen eleganten Bewegungen und dem hellblauen Jackett repräsentierte eine ganz andere Generation und damit auch ein völlig anderes Lebensgefühl: "Hier bin ich Muck, hier darf ich's sein" schienen seine Füße im Disco-Takt auf den Chromboden zu tippen, gleichzeitig umarmten seine Arme die ganze Welt. Einige Standardtänzer im Publikum drehten sich vor Glück weinend ab.


                                                                             Disco-Tanz in Berlin 2003